¶ Eine Observation ist eine planmäßige, organisierte Überwachung; sie erfordert einigen Aufwand, wenn sie etwas taugen soll: Vorbereitung, Personal, Fahrzeuge, technische Hilfsmittel, Koordinierung. Die rneisten Observationen haben keinen politischen Hintergrund, sondern werden in Bereichen wie organisierte Kriminalität, Einbruch, Raub, etc. durchgeführt.
¶ Es gibt verschiedene Formen der Observation. Sie lassen
sich wie folgt unterteilen (die Namen sind von uns
gewählt):
Bei der Standortobservation sitzen die Observantinnen
selbst irgendwo fest in einem Objekt (Haus, Auto o.ä.). Sie
bewegen sich von dort nicht weg. Es kann bspw. sein, daß
sie sich nur dafür interessieren, wer ein bestimmtes
Gebäude betritt oder ob irgendwo etwas im Gebüsch versteckt
wird. Eine solche Observation ist nur sehr schwer
oder gar nicht zu bemerken.
Die Objektobservation ist eine Abwandlung der ersten
Form. Bei ihr geht es darum, an einem bestimmten Objekt
dranzubleiben, z. B. einem Auto oder einem Geldpaket.
Dazu müssen sich die Observationskräfte bewegen.
Bei der Personenobservation können die ersten beiden Formen durchaus integriert werden, indem z. B. die Wohnung der Zielperson kameraüberwacht wird (Standortobservation), aber ansonsten die Person selbst verfolgt wird, d. h. der Zielperson wird meist hinterhergeschlichen. In einzelnen Fällen kann es auch vorkommen, daß Peilsender eingesetzt werden oder die Observantinnen sich an festen Positionen aufstellen, an denen die Zielperson vorbeikommen muß.
Eine Observation kann mit einer Festnahme enden, oder
aber sie hat erst einmal gar keine wahrnehmbaren Folgen,
mal abgesehen davon, daß die Sicherheitsbehörden nichts
löschen, was sie einmal gespeichert haben.
Anlaß für die ersten drei Formen der Observation ist
normalerweise ein Ermittlungsverfahren (bei den Bullen)
oder etwas entsprechendes bei den Geheimdiensten/Verfassungsschutz
(wahrscheinlich ein 'Vorgang"
o.ä.). Ein Aspekt bei der Verschärfung der Sicherheitsgesetze
ist, den Bullen zu ermöglichen, dich auch
ohne Ermittlungsverfahren beobachten zu dürfen.
Bei der Bereichsobservation geht es darum, ein Gebiet zu
beobachten, um darüber Erkenntnisse über Bewegungen
verschiedener Personen zu gewinnen. Im politischen
Bereich dient eine solche Observation als Versuch, Bewegungsbilder
der Szene zu erstellen. Dies wird vor allem
im Vorfeld wichtiger politischer Ereignisse gemacht. Ein
konkretes Ermittlungsverfahren muß dem nicht zugrundeliegen.
¶ Alle Formen der Observation lassen sich auch als offene Observation durchführen. Diese hat den Zweck, entweder die Zielpersonen nervös zu machen, um zu sehen, wie sie reagieren, oder um überhaupt erst einmal eine Zielperson ausfindig zu machen, indem geguckt wird, wer sich wie verhält. Eine offene Observation ist unmißverständlich als solche zu erkennen. In einem solchen Fall müssen sie dann eigentlich bei dir direkt vor der Haustür stehen, oder sie rufen dich sogar an und sagen, daß sie da sind. Aber beachte: wenn du eine Observation bemerkst, dann ist damit noch lange nicht gesagt, daß es sich um eine offene Observation handelt! Denn nicht immer sind die Observantinnen so gut, wie wir es ihnen in der Regel unterstellen.
¶ Eine Person zu observieren, die von nichts eine Ahnung
hat, ist sehr leicht. Eine Person zu obsersvieren, die mit der
Beobachtung rechnet, ist sehr schwierig.
¶ Der Aufwand, der für eine Observation betrieben wird, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab:
Es müssen Prioritäten gesetzt werden: Was ist gerade mehr oder weniger erfolgversprechend? Was ist politisch gewollt, ob von den Regierenden, von der lnnenbehörde oder den eigenen Machtfraktionen des Apparates? Was ist überhaupt durchführbar?
Zwischen den Behörden gibt es Konkurrenzen darüber, wer
was machen soll oder kann. Wenn eine Behörde sich von
einer anderen irgendwie gestört fühlt, kann das eine
Verminderung ihres Einsatzwillens zur Folge haben.
Geldkürzungen und Personalengpässe treffen zwar Bullen
und VS viel weniger als andere Bereiche, aber auch sie ein
bißchen.
Eine Rolle spielt auch, was für andere wichtige Fälle
vielleicht gerade am Laufen sind, die nicht einfach mal so
hinten angestellt werden sollen/können.
Der Apparat ist ein träges Beamtinnen-System, in dem
viele Leute sitzen, die sich für ihren Job erst einmal kein
Bein ausreißen. Oft werden Erfolge dort nicht durch
spitzfindige ldeen oder besonders engagierte Arbeitsweisen
erzielt, sondern durch die hundertfache Routine, also das
immergleiche Durchziehen der immergleichen Abläufe.
Von Bedeutung ist auch, was der oder den Zielpersonen
zugetraut wird an Gefährlichkeit und Aufmerksamkeit.
¶ Um eine gründliche Observation durchzuführen, bedarf
es einer gewissen Vorbereitungszeit, die durchaus einige
Wochen betragen kann. Wer also bei irgendeiner Sache
festgenommen wurde und nun befürchtet, deswegen
observiert zu werden, braucht sich nicht zu wundern, wenn
eine Observation erst lange danach beginnt, wenn die eigene
Wachsamkeit schon wieder nachläßt.