Kurzer Blick in die neuere Geschichte des ehemaligen Jugoslawien:

Am 28. 6. 1914 wird in Sarajevo der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau durch ein Attentat getötet. Dieses wahrscheinlich vom östereichischen Geheimdienst inszenierte Attentat liefert den Anlass zum österreich-serbischen Krieg. Die Vormachtsstellung der Habsburgischen Monarchie sollte gesichert werden, vor allem, nach dem sich zuvor die Bewegungen für einen gemeinsarnen südslawischen Staat in der Region gestärkt hatten. Das zaristische Rußland beschließt, Serbien zu unterstützen, Deutschland verbündet sich mit Österreich-Ungarn und erklärt am 1.8. Rußland, am 3.8.

Frankreich, das sich mit Rußland im Bündnis befindet, den Krieg. 1915 tritt auch Bulgarien in den Krieg gegen Serbien ein, um Makedonien zu erobern. Im 0ktober des Jahres zwingen die deutsche, österreichische und bulgarische Armee die SerbInnen zur Flucht.

Währenddessen hatten südslawische Emigrantinnen in London den "Südslawischen Ausschuß" gegründet, der sich für die Vereinigung der Südslawen einsetzte. Nach den Beschlüssen der Konferenz von Korfu 1917 konstituiert sich 1918 der "Nationalrat der Serben, Kroaten und Slowenen", der nach Kriegsende die Vereinigung der Südslawen zu einer Monarchie verkündet, Prinzregent Alexander proklamiert das "Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen" ("Kraljevina SHS"). Im November 1920 wurde die verfassungsgebende Versammlung gewählt.

Die serbische Demokratische Partei (DS), die sich für ein Zusammenwachsen zu einer jugolslawischen Nation einsetzt, stellt mit 92 von 419 Sitzen ganz knapp die stärkste Fraktion. Die Kroatische Bauernpartei (HSS) boykottiert das Parlament in- Belgrad und gründet in Zagreb eine "kroatische Volksbewegung". Die Centralistische Verfassung wird im Juni 1921 mit den Stimmen der SerbInnen und MoslemInnen gegen die KroatInnenen und KommunistInnen angenommen. 1929 setzte König Alexander die Verfassung außer Kraft und löste das Parlament auf. Im gleichcn Jahr wurde der Staat in Königreich "Jugoslavija" umbenannt.

Der Ustascha Staat

Mit Unterstützung italienischer Faschisten baut der Rechtsanwalt Ante Pavelic 1929 die rechtsradikale “Ustascha” (Aufständische Kroatische Freiheitsbewegung) auf. Auch für Hitler zeigt der Faschist große Begeisterung. In einern Memorandum beschreibt Pavelic 1936 die “Bewunderung des kroatischen Volkes” für Hitler-Deutschland. Die Ustascha hatte klare Ziele. Neben der Bekämpfung der serbischen Staatsgewalt als Trägerin des jugoslawischen Staates sagt sie vor allem “dem Judentum und dem Kommunismus” den Kampf an. Pavelic träumt von einem groß-kroatischen Staat unter Einbeziehung Bosnien-Herzegowinas.

Am 25.3. 1941 tritt Jugoslawien dem “Dreimächtepakt” (Deutschland, Italien, Japan) bei, woraufin es in Belgrad und anderen Städten zu Massenkundgebungen gegen den Beitritt kommt. Zwei Tage später wird die Regierung von serbischen Offizieren un den General D.Simovic gestürzt. Hitler beschließt daraufhin, Jugoslawien früher als geplant anzugreifen. Am 6.4. 1941 wird Belgrad bombadiert, während gleichzeitig die Wehrmacht von Süden her nach Jugoslawien eindringt. Große Teile des jugoslawischen Territoriums wurden unter Deutschland, Italien, Ungarn und Bulgarien aufgeteilt. Serbien untersteht der deutschen Militärverwaltung und Kroatien sollte als eigenständiger Staat zum wichtigsten Staathalter deutscher Politik in der Region werden. Am 15.4. 1941, zwei Tage vor der “bedingungslosen Kapitulation” der jugoslawischen Armee erkannten Deutschland und ltalien den “Unabhängigen Staat Kroatien” (USK), dessen Gebiet auch Bosnien-Herzegowina und den nördlichen Teil Serbiens beinhaltete, diplomatisch an. Unmittelbar nach der Nationalstaatsgründung beginnt die Ustascha mit ethnischen Säuberungen. Gemeinsam mit der deutschen SS werden Konzentrationslager errichtet, in denen 750 000 Serblnnen, 60 000 Jüdlinen, 26 000 Roma und einige tausend oppositionelle Kroatlnnen umgebracht werden. Alle Nichtkroatlnnen werden von öffentlichen Ämtern, Presse und Rundfunk entfernt, der Gebrauch der von den Serblnnen benutzten kyrillischen Schrift wird verboten."

Die Ustascha erhält besondere Unterstützung durch die katholische Kirche. Franziskaner halfen bereits Jahre vor dem Einmarsch der Deutschen, insbesondere bei der Zwangskatholisierung von 240 000 Serblnnen, die unter dem Motto “Christus und die Ustascha marschieren gemeinsam durch die Geschichte” stattfindet. In vielen serbisch bewohnten Dörfern zwingen die Faschistlnnen Menschen zu Massentaufungen, um die “Re-Kroatisierung der (serbisch-) orthodoxen Bevölkerung durchzusetzen. Die geplante Vernichtung der Muslime wird nicht direkt durchgeführt, stattdessen nutzt Pavelic die bestehenden Ressentiments zwischen Muslimen und Serblnnen und bietet prominente Moslems hohe Regierungsämter an. Die dadurch entstandene Kollaboration führt in der Folge in Ost-Bosnien zum Bürgerkrieg zwischen muslimischer und serbischer Bevölkerung.

Der Widerstand gegen die Ustascha entwickelt sich zunächst aus den Reihen der serbischen, monarchistischen Cetnici. Als die Kommunistlnnen unter der Führung Titos nach dem Angriff Hitlers auf die Sowjetunion 1941 den Kampf aufnehmen, bekämpfen die Cetnici die KommunistInnen und werden dafür aus Italien unterstützt. Letztendlich aber konnten sich die Kommunistlnnen trotzdem gegen die Ustascha durchsetzen. Am 5.5. 1945 flüchteten Pavelic, sein Innenminister, der Bischof von Banja Luka, der Erzbischof von Sarajewo und mehr als tausend weitere KriegsverbrecherInnen. Pavelic wurde von den britischen Besatztugstruppen festgenommen, aber wieder freigelassen. Er starb 1959 in einem deutschen Krankenhaus im frankistischen Spanien.

Jugoslawien nach dem 2.Weltkrieg