Leipzig Kongreß die 2.

Auch in dieser schönen Stadt fand im späten Frühjahr (oder im frühen Frühsommer) ein Kongreß statt.

Wenn die Räumlichkeiten auch nicht so altehrwürdig waren wie die in der Hauptstadt, so war die Gegend in Leipzig Connewitz eher angetan, hier einen BesetzerInnen-Kongreß stattfinden zu lassen und ein klassisches autonomes Ambiente abzugeben. Das ganze war nicht so überfüllt wie beim Kongreß 1.

Etwa 150 people hatten sich eingefunden, um sich über ihre Erfahrungen/Perspektiven auszutauschen Ausgangspunkt ist eine Situation, die es BesetzerInnen nicht einfach macht. Ehemals besetzte Buden haben Verträge und werden dadurch oft einer gewissen Brisanz beraubt, während Neubesetzungen vom Apparat nicht hin genommen werden. Theorie wie Praxis kamen nicht zu kurz. Es wurde über rechtliche Möglichkeiten und Grenzen geredet, über Aufgaben von BesetzerInnenrätInnen (Richtig geschrieben? d.S.), über Freiraumkultur, Kiezpolitik und die ganzen Sachen, die ihr dem Einladungspapier und dem Reader entnehmen konntet. Die BesetzerInnen sehen sich nicht als eine homogene Gruppe, sie haben verschiedenste inhaltliche Ansätze zu Besetzungen. Einig sind sie daß eine allgemeine Perspektivlosigkeit in die Häuser eintritt, wenn sie erstmal durchgesetzt sind.

Dann erst stellt sich die Frage nach der inhaltlichen Ausrichtung. Zu den politischen Auseinandersetzung wurden zwei Ansätze gehandelt. Auf der einen Seite ausgehend von der Einschätzung, daß eine Besetzung ein politischer Akt ist (durch Enteignung, durch Vergesellschaftung), also quasi eine Widerstandsform gegen die Gesellschaft ist. Das besetzte Haus ist somit sowohl Ausgangspunkt als auch Teil der Struktur der Linksradikalen. Der andere Ansatz ist dagegen eher menschlich. Menschen sinds, die nach Altemativen gegenüber den herkömlichen Lebensstrategien suchen und die "Revolution" nicht auf der Straße suchen, sondern ganz tief in sich selbst drinnen. Aber auch dieser Ansatz schließt eine Öffnung nach außen nicht aus, wird gesagt. Das beiderlei Vorstellungen berechtigt sind, ist sich zugestanden worden, doch wo sie zusammenkommen, ist unklar geblieben. Eventuel geht von Besetzungen ja auch nicht mehr das aus, was in den siebzigem/frühen achtzigem von ihnen ausgegangen ist.

Die Atmosphäre soll angenehmer gewesen sein, als beim Kongreß nummero uno, es war halt persönlicher, die ganze Schoose war überschaubarer. Eine gemeinsame Stoßrichtung konnte nicht erarbeitet werden, wäre wohl auch an der Realität vorbeigehofft gewesen. So bleibt, daß es schön war, daß sich viele BesetzerInnen getroffen, kennengelernt und ausgetauscht haben.

(Quelle: u.a. telegraph 5)

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