Chaos-Tage in Hannover

Die diesjährigen Chaos-Tage in Hannover sind mit ca. 200 Festnahmen, etlichen Verletzten auf beiden Seiten und einer beträchtlichen Zahl von in "Gewahrsam" genommenen Personen (ca. 1200) zu Ende gegangen. Darüberhinaus haben die Bullen ganz im Sinne ihrer "Deeskalationsstrategie" gemäß dem niedersächsischen Gefahrenabwehrgesetzes 1986 Aufenthalts- und Platzverweise erteilt. Das Gefahrenabwehrgesetz erlaubt den Platzverweis, wenn konkrete Hinweise vorliegen, daß eine bestimmte Person eine Straftat oder Ordnungswidrigkeit begehen will. Wer also mit gefärbten Haaren, komischen Hüten oder sonstigem nonkonformen Kopfschmuck durchs Leben rennt, stellt in Niedersachsen akute Gefahr für Leib und Seele dar. Diesen Personen ist anzuraten, sich künftig in Niedersachsen zu vermummen.

Die meisten der während der Chaos-Tage festgenommenen Personen mußten zwischen 9 und 36 Stunden in den für sie vorgesehenen "Lagern" verdringen. All diejenigen, die vor bzw. während der Verhaftung Übergriffe seitens der Büttel gesehen/erlebt haben, mögen Gedächtnisprotokolle anfertigen und sich an die Rote Hilfe Hannover c/o Infoladen Komstr.28/30 wenden.

Im Folgenden dokumentieren wir nun ausschnittsweise die Berichterstattung der "Lager-Gang", die die Ereignisse während der Chaos-Tage in Hannover zusammenstellten, die sog. "Chaos-Tage Lager News":

... Wir haben uns in den letzten Tagen bemüht, eine ohnehin delikate Situation nicht auch noch anzuheizen. Aber was sollen all die freundlichen Worte, wenn die Polizei fast schon handstreichartig alles in die Scheiße reitet. Es steht zu befürchten, daß nach den gestrigen Ausschreitungen der Polizei (Donnerstag,3.8.) neues Unheil vor der Tür steht, und all die Chancen, eine riesige friedliche Punk-Party zu feiern, durch po- lizeiliche Dummheiten zerstört werden...

Zur Chronik: Donnerstag Mittag begann die Gruppe der am Bahnhof feiernden Punks langsam immer größer zu werden, nahm aber dennoch keine riesige Masse an. Gegen 14 Uhr waren etwa 150 Leute am Bahnhofsvorplatz. Die meisten Punks saßen auf dem Boden, hier und dort kontrollierten die Cops die Personalien. Die Szene glich aufs Haar dem Bild der vergangenen Tage, wo die Polizei auch sehr gelassen und flexibel auf die kleinen Ordnungswidrigkeiten einzelner Punks reagierte. Natürlich lag eine Menge Müll in der Gegend rum - das kennt man ja auch von der Love Parade - aber anstatt den Punks wie in den vergangenen Tagen Müllsäcke auszuhändigen, geschah folgendes:

Eine größere Menge Bullen rückte unvermittelt an, und der Einsatzleiter forderte die Punks auf, sich sofort zu verpissen. Und obwohl den Punks das ganze wohl zu heikel wurde, und sich die meisten sofort erhoben, erhielten die Bullen im gleichen Moment von einem Riesentrupp Behelmter mit gezücktem Schlagstock und Kampfmontur Verstärkung. Einzelne Bullen drohten sofort Prügel an, wenn man sich nicht im Nu davonmache. Also setzte sich die Gruppe von Punks in Bewegung und wurde von der Polizei mitten durch die, City getrieben. Wäre dies wirklich ein Haufen bunthaariger Gewalttäter gewesen, hätte sich die City im Nu in ein Schlachtfeld verwandelt und kein Schaufenster wäre heil geblieben. Aber nicht doch; Die bösartigen Punker wurden noch nicht mal laut, sondern ließen sich wie Schafe bis zu einem Park in der Nähe der Universität geleiten. Ab sofort begann wieder die große Punkerhatz in der City: Zunächst wurden aufkreuzende Punks nur von einzelnen Bullen aufgefordert, sofort die Innenstadt zu verlassen, was eigentlich auch alle taten. Einige Zeit später ging die Polizei einen Schritt weiter:. Die City wurde systematisch punkfrei gemacht, und es begannen die sattsam bekannten Szenen des letzten Jahres: Polizisten hetzten hinter Punks her, die sich nicht mitnehmen lassen wollten, werfen sie zu Boden, verpassen ihnen eine Packung und schleppen sie in die bereitstehenden Wagen. Klar war, daß nach diesen üblen Ausschreitungen der Polizei die Lage eskalieren mußte. Und dennoch verhielten sich die meisten Punks auch den Rest des Tages über weitgehend friedlich. Sie sammelten sich in der Nordstadt, feierten dort ihre Fete, und natürlich dachte die Polizei, daß sie auch hier nicht fehlen durfte. Allen Punks, die sich an der Lutherkirche aufhielten, wurden Platzverweise erteilt, und weil Punks sich nun einmal nicht in Luft auflösen können, zogen sie sich in Richtung Sprengel-Gelände zurück. Als die Polizei dennoch auch hier wieder in bewährter law-and-order-Manier vorrückte und mit Verhaftungen begann, war es mit der Geduld der Leute geschehen: Ein Stein- und Flaschenhagel vertrieb die Polizei, und in Windeseile wurden Barrikaden gebaut. Die Polizei griff daraufhin immer wieder an, wobei einzelne Polizeibeamte sogar selbst mit Steinen warfen, wobei eine Punk-Frau schwer am Kopf getroffen wurde. Die Angriffe wurden immer wieder zurückgeschlagen, und schließlich brannte ein altes Auto und einzelne Barrikaden. Bald schon schwebte eine riesige Rauchsäule über der Nordstadt, die Schaufelder Straße, wo das Sprengel-Gelände liegt, war durch eine riesige Feuerwand erieuchtet. Eigentlich dachten alle, daß nun das Sprengel-Gelände geräumt würde, aber glücklicherweise hatte die Polizei gar nicht die Mittel vor Ort. Selbst der Feuerwehr war es nicht möglichi den Brand zu bekämpfen, weil sie immer in Polizeibegleitung anrückte und dementsprechend von den Punks begrüßt wurde. Nach Vermittlung eines Bezirksrats und durch Gespräche mit einem Unterhändler der Punks wurde vereinbart, daß die Feuerwehr ohne Polizeibegleitung vorrücken konnte; gleichzeitig wurde vereinbart, daß sich die Polizei zurückziehen soll. Tatsächlich wurde das Feuer sehr schnell gelöscht und die Polizei zog sich zurück. Die Situation entspannte sich sofort...

Heute Morgen sind wieder jede Menge Builen aufgefahren; neue Barrikaden gebaut worden...

Lager-News Extra, Freitag, 4.8.

Der Lager-News-Nachrichtenservice für die Chaos- Tage wurde eingerichtet, um dieses Jahr ein Gegengewicht gegen die Medienhetze zu schaffen, die wir ja von den vergangenen Chaos-Tagen her kennen ... Die Polizei hat das Maß überschritten, wo wir irgendeine kindische "Neutralität" vor uns selbst einfach nicht länger verantworten können. Die Polizei hat uns mit ihrem schwachsinnigen und provozierenden Konzept in eine Konfrontation hineingetrieben, die die meisten von uns nicht gewollt haben. Als Sch1ußfolgerung ihres eigenen Versagens - und wahrscheinlicher ist wohl eine gewollte Zerschlagung des Treffens - verkünden sie nun großkotzig, das das Konzept der "Deeskalation" an der "Gewalttätigkeit" der Punks gescheitert ist und Hannover von nun an eine Punk-freie Zone ist. In der Praxis heißt das, daß jeder Punk entweder mit Gewalt aus der Stadt entfernt oder eingeknastet wird. Wir werden uns diesen Terror der Polizei nicht gefallen lassen, daher gilt ab sofort die Parole "Ab ins Lager" - genauso, wie es auf vielen Flugblättern schon seit Monaten beschrieben wird. Wir fordern alle Lente, die uns bei der größten Massenverhaftung aller Zeiten unterstützen wollen, auf, sofort nach Hannover zu kommen, auch wenn ihr keine Punks seid ... Es geht hier nicht nur um Punks, mit denen Ihr Euch vielleicht auch nicht immer identifizieren könnt, sondern um ein Prinzip. Die Polizei darf nicht die Möglichkeit haben, einfach eine Stadt von menschlichem Unrat zu reinigen...

Chaos-Tage Lager-News, Samstag, 5.8

Seit Mitternacht gilt das 30-Mark-Ticket, und so ist damit zu rechnen, daß im Laufe des Samstags noch einmal eine Riesenmenge Punks und Freunde nach Hannover kommen werden. Es sind Leute aus allen möglichen Ländern dabei, und so ist die Wut der Leute über die Ausschreitungen der Polizei international ... Polizisten verkünden in der Glotze mit treuherzigem Augenaufschlag, wieviel Verständnis man für die Punks hätte, und das man ja alles versucht habe, um Gewalt zu vermeiden. Ihr Heuchler! All die Tage, wo die Polizei sich nicht blicken ließ, gab es keinen Zoff, weder in der Nordstadt noch in der City ... Aber welcher Punk läßt sich schon von Platzverbot zu Platzverbot durch die Stadt jagen ... Als Ihr eine Reihe Punks, die in eine Pizzeria reinwollten, willkürlich mit Platzverbot belegt habt, war die Geduld vieler am Ende. Ihr habt die Büchse der Pandora geöffnet, schaut, wie Ihr mit den Folgen klarkommt!

Zu den Ereignissen ab Freitag Mittag:

..Ab 13 Uhr ging es so richtig zur Sache: Die Polizei startete einen Großangriff auf die Barrikaden vor dem Sprengel und setzten dabei auch Räumpanzer ein. Einzelne Punks enternten die Panzer, andere warfen sich davor, und versuchten so das Vorrücken der Bullen aufzuhalten. Als die Panzer schließlich der Barrikade bedrohlich nahe kamen, kletterten die Verteidiger in letzter Sekunde über die Barrikaden. Eine Frau, die nicht rechtzeitig wegkam, wurde vom Räumpanzer überrollt, und schnell machte die Runde, daß sie auf diese Art von den Bullen kaltblütig ermordet wurde (dies hat sich später nicht bestätigt. Die Frau liegt jedoch schwerverletzt im Krankenhaus). Als die Räumpanzer schließlich gegen die Barrikaden vergingen, wurden sie und die nachrückenden Bullen mit einem unübersehbaren Hagel an allen möglichen Wurfgeschossen empfangen: Steine, Balken, Stühle, eben alles was auf diese Weise zur Verteidigung eingesetzt werden konnte. Gleichzeitig bewaffneten sich in einem anliegenden Gelände die Bullen systematisch mit Steinen und schleuderten diese massenhaft gegen die Leute im Sprengel-Gelände...

Die Leute mußten schließlich der Übermacht der Bullen weichen, viele flüchteten durch Gassen und Hinterhöfe...Das Sprengel-Gebäude selbst wurde bei diesem Einsatz nicht geräumt ... Danach entspannte sich die Lage wieder, viele Punks zogen sich in irgendwelche Seitenstraßen oder in den nahegelegenen Uni-Park zurück. Gleichzeitig begann die Polizei aber wieder in der City mit systematischer Menschenjagd. Es wurde ein generelles Einreiseverbot nach Hannover für alle Punks ausgesprochen, und in der City setzten die Bullen mit einem riesigen Aufgebot alles daran, dieses Selektionsprinzip tatkräftig umzusetzen.

Viele Leute ließen sich dennoch davon nicht beeindrucken, suchten und fanden andere Wege, nach Hannover zu kommen - diesmal in die Nordstadt, so daß hier im Laufe des Tages immer mehr Punks und Freunde ankamen. Die Polizei verlor immer mehr den Überblick, reagierte immer panischer und unkontrollierter. Gegen 21.30 Uhr setzten sie schließlich zur nächsten Attacke an, diesmal gegen ein Haus in der Heisenstraße. Dort befindet sich ein städtisches Wohnprojekt für Punks und andere Leute, und natürlich hatten dort in den letzten Tagen viele Punks übernachtet. Die Polizei vermutete so hier einen Hort von "Gewalttätern" und fuhr massiv auf ... In der total engen Straße versuchten die Bullen mit ihren Wasserwerfern, das Haus sturmreif zu schießen, konnten aber nicht gleichzeitig mit ihren Kampftruppen das Haus stürmen, weil sie sonst nur von ihrem eigenen Wasserwerfer mit Gas und Wasser eingedeckt worden wären. Die Bewohner setzten sich tatkräftig gegen die attackierende Polizei zur Wehr, und weil gleichzeitig eine große Gruppe von Punks versuchte, sich zwecks Hilfeleistung Richtung Heisenstraße zu bewegen, mußte die Polizei schließlich Kräfte abziehen, die dann aber doch völlig planlos in der Gegend rumliefen. Immerhin hatte dies den Effekt, daß die Bullen von der Räumung der Heisenstraße absahen, um lieber noch ihr eigenes Chaos zu vergrößern ... Ab Mitternacht begann sich die Situation in der Nordstadt immer mehr zuzuspitzen, ebenso die Planlosigkeit der Polizei. Die Nordstädter Bürger reagierten zunehmend sauer auf die wilden Aktionen der Polizei, immer wieder wurden die Bullen von ganz normalen Leuten angebrüllt, sie sollten doch endlich verschwinden, dann wäre doch Ruhe ... Bei den immer wieder aufflammenden Scharmützeln sah man bald auch immer mehr Hools und ausländische Kids, die dies wohl als gute Gelegenheit ansahen, den verhaßten Bullen mal richtig eins auszuwischen. Neben den punk-freundlichen Hools läuft aber auch ein Trupp Fascho-Hools und -Skins durch die City und macht Jagd auf Punks...Gegen 1 Uhr sammelten sich wieder viele Punks an der Lutherkirche, aber die Stimmung blieb zunächst friedlich. Schon bald jedoch war die Polizei wieder vor Ort, und wieder ging der Ärger los. Bei den nachfolgenden Attakken der Bullen gab es viele Verletzte auf beiden Seiten, und das war dann wohl endgültig die Eskalation:

Die Barrikaden brannten wieder, und am frühen Morgen wurde ein Penny-Markt geknackt und vollständig geplündert. Heute Morgen zog die Polizei einen Großteil der Kräfte ab, wohl, weil sie in der City mit Auseinandersetzungen rechnet. Dort treffen langsam immer mehr Punks ein ... Für heute nachmittag ist allgemeines Abhängen auf dem Fährmannsfest angesagt, wo angeblich sogar TOTAL CHAOS spielen sollen.

Chaos-Tage Lager-News, Sonntag, 6.8.

Die Chaos-Tage gehen langsam ihren Ende entgegen, die meisten Partygäste befinden sich mittlerweile schon auf dem Heimweg, und nun beginnt das Geschrei von Politikern, Polizeigewerkschaftern und Kommentatoren: die Polizei zu lasch, die Punker brutal, und "Was ist mit der Jugend los?". Zunächst aber der Lager-Report 5. August:

Seit Tagesbeginn wurde die Innenstadt systematisch nach Punks durchgekämmt. Glücklicherweise wußten die meisten, daß das Fährmannsfest der große Punktreffpunkt des Tages sein würde, und so setzte schon bald ein ständiger Strom Richtung Ihmeufer ein ... Nun kam es endlich zu der Punkparty, für die die meisten šberhaupt nach Hannover gekommen waren. Auf der Bühne spielen Punkbands aus dem In und Ausland - unter anderem die Amis TOTAL CHAOS - davor wurde Pogo getanzt, dahinter von der Fährmannsbrücke in die Ihme gesprungen. Ein überall verteilter Flyer, der vollmundig Freibier versprach, war allerdings eine subversive Attacke von Kritikern des Fährmannfest-Organisators, dem vorgeworfen wurde, seine Überschüsse entgegen allen Versprechungen nie zugunsten der Angehörigen des Polizeiopfers Halim Dener abgeführt zu haben. Folglich waren eine Reihe Punks ständig auf der Suche nach dem versprochenen Freibier. Schließlich waren sie der Sucherei müde, stürmten einen Bierstand und besorgten sich so das erfrischende Naß. Daraufhin schlossen die Veranstalter alle Bierstände und beendeten die Veranstaltung. Langsam begannen mehr und mehr Leute abzuwandern. Einigen Street-Kids wurde es schließlich zu langweilig, und so schoben sie kurzerhand zwei Glascontainer auf die Straße und zündeten sie an. Irgendein irrer Asi betrachtete dies wohl als Aufforderung zum gesteigerten Schwachsinn und begann damit, Steine auf ein Wohnhaus zu werfen. Jetzt hatten eine Reihe von Punks die Nase voll, schnappten sich den Typen und verpaßten ihm ein paar auf die Fresse.

So dumm die Bierstandstürmung, das Feuer und die Steinwürfe auch waren, einen Vorteil hatten die Aktionen: Sie machten einen Plan der Polizei zunichte, nach dem Ende des Konzerts das komplette Gelände abzuregeln und die dort festsitzenden Punks so die ganze Nacht festzusetzen. So aber stürmte die Polizei nun von verschiedenen Seiten recht planlos auf das Gelände zu. Kurze Zeit später wieder das üblich Spiel: Hinter den Barrikaden verschanst, bewarfen Punks die vorrückende Polizei mit Flaschen und Steinen. Es folgte ein Wasserwerfereinsatz, bis die Polizei dann das Fährmannsfest bzw. die Barrikade stürmt. Die Punks zogen sich Richtung Brücke zurück, die meisten flohen nun auch darüber. Polizeikräfte begannen nun die Nordstadtseite des Ihmeufers zu sichern. Nach 20 Minuten bekamen die Bullen Verstärkung, nun stürmten sie die Brücke. Vom anderen Ufer flogen abermals Flaschen auf die Bullen. Die Bullen hatten mittlerweile die komplette Nordstadt abgeriegelt, um zu verhindern, daß die vom Fährmannsfest geflüchteten Punks in die Nordstadt gelangen. Diese hatten immerhin Geschaft, aufgrund des überstürzten Polizeieinsatzes doch noch der geplanten Falle zu entgehen, teilweise durch einen Sprung in den Fluß. Überall liefen versprengte Trupps in Linden, der Nordstadt und nahe dem Zentrum herum, und immer wieder suchten einzelne Gruppen die Konfrontation mit der Polizei, um sich für den Sturm aufs Fährmannfest zu rächen...

Auch in der Nacht zum Sonntag herrschte in der Nordstadt Belfastzustand. An jeder Straßenecke kleine Scharmützel. Vorm Sprengel brannte die obligatorische Barrikade, worauf der ebenfalls obligatorische Wasserwerfer folgte. Steinewerfende Kids tauchten an verschiedenen Straßenecken auf, darunter tatsächlich nur noch wenige Punks, umso mehr ausländische Kids und angereiste Hools. Überhaupt waren aus allen Teilen der Stadt Schaulustige und Jugendliche angereist, und viele nutzten die Gelegenheit, ihrer Wut auf die Polizei freien Lauf zu lassen. Die von uns früher erwähnte "Büchse der Pandora" hatte ihre Wirkung getan, die Gewalt sich verselbständigt. Mittlerweile hatte wohl auch die Polizei aus den letzten Tagen endgültig gelernt, um was es an diesem Wochenende gehen sollte: Eine wahre Armada von Cops zettelte heilloses Chaos an.

Auf dem E-Damm präsentierte die Einsatzleitung deshalb nochmal alles, was man so zur Gefahrenabwehr aufzubieten hatte: mindestens sechs Wasserwerfer, unzählige Gefängniswannen, Abgreiftrupps aus Hamburg und Berlin und eine Menge Planlosigkeit. Tatsächlich suchte die Polizei am Ende immer öfter die Gelegenheit, dem Ärger zu entgehen, aber diese Rückzugsversuche waren genauso dilettantisch aufgezogen wie die sporadischen Vorstöße. Sporadische Fahrzeugparaden den E-Damm rauf und runter, immer mal wieder hinein in ein wahres Trommelfeuer Pflastersteine, zielloses Herumgerenne ortsunkundiger Cops, die ständig aus irgendwelchen Seitenstraßen urplötzlich angegriffen wurden...

Seit heute morgen ist nun wieder Ruhe eingekehrt. Für die meisten Punks sind die Chaos-Tage gelaufen, die Polizei hält sich zurück, weil sie nur noch heilfroh ist, daß dieser nervige Gegner die Stadt verläßt....

(Quelle: Postdienst)

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