Die Republik Serbien

Serbien bildet mit Montenegro sozusagen den “Nachfolgestaat” des ehemaligen Jugoslawiens. Bislang hat die Sozialistische Partei Serbiens (SPS) unter der Führung Milosevic noch unangefochten die Macht in Serbien unter sich. Diese Partei stammt noch aus der sozialistischen Geschichte Jugoslawiens, allerdings verstand es Milosevic bestens, mit völkisch-serbischem Gedankengut seine Stellung in dem Mehrparteiensystem zu sichern. Milosevic war bereits vor dem Züsamenbruch Jugoslawiens darum bemüht, die “serbische Idee” im Machtgefüge stärker zu etablieren. In der serbischen Parteiführung kam es 1987 zu einem Machtkampf; bei dem sich Milosevic mit seinern nationalistischen Kurs gegen den als liberal geltenden Republikpräsidenten Stambolic durchsetzte. Die jugoslawische Partei- und Staatsdoktrin sollte serbozentrisch aufgehoben werden. Deutlich wird diese Linie in einem 1986 Memorandum der serbischen Akademie der Wissenschaften.

Das “serbische Volk” sei durch die "revanchistische Politik einer antiserbischen Koalition” innerhalb der Kommunistischen Partei “systematisch und absichtlich” benachteiligt worden. Die jugoslawische Idee wurde als eine Erfindung der Komintem zur Zerstörung der “kulturellen und geistigen Einheit des serbischen Volkes” denunziiert. Es ist also naheliegend, daB Mitglieder anderer Bevolkerungsgruppen, sei es Kosovo oder in Bosnien, unter unter einer zentralen serbischen Führung unterdrückt werden.

Mit dem entsprechenden nationalistischen Parolen ausgerüstet, gingen die serbischen Machthaber massiv gegen die Sezessionsbestrebungen der einzelnen Regionen vor. Im Kosovo versuchte die serbische Regierung nach den ersten Unabhängigkeitsbestrebungen, durch wirtschaftliche Anreize SerbInnen anztusiedeln. 1989 trat in Serbien eine neue Verfassung in Kraft, die die Autonomie des Kosovo erheblich beschränken sollte. Bei darauf folgenden Demonstrationen gab es nach offiziellen Angaben 22 Tote und über 200 Verletzte. Die Tageszeitung der Kosovo-Albanerlnnen wurde von der serbischen Regierung aufgelöst. Ein serbischer Polizeieinsatz verhinderte 1992 das Zusammentreten des frisch gewählten Parlaments.

Zu Beginn des Krieges in Bosnien-Herzegowina gab es in Serbien groben Widerstand. Studentlnnen und Professorlnnen streikten, 100000 gingen in Belgrad auf die Straße. Vor allem aber hatte die Jugoslawische Volksarmee mit Massendesertionen und Widerstand gegen die Einberufung zu Kämpfen. Bis heute übrigens schiebt Deuts serbische Kriegsdienstverweigerer ab. Von Oktober 1991 bis zum Frühling 1992 gab es laut Informationen des Berliner “Osteuropa-Archivs” ungefähr 50 Revolten von servisten und es wird geschätzt, daß rund 55000 Männer daran teilgenommen haben. Als in einem Dorf in der Vojvoclina alle Männer die Einberufung verweigem und die Frauen eine Resolution an die serbische Regierung richten, in der sie die Rückkehr aller Einberufenen fordern, umzingelte das Militär mehrere Tage lang mit 92 Panzem das Dorf - die Regierung fürchtete, daB sich die Aktion auf weitere Dörfer und Städte ausweiten könnte.

Im Laufe des ersten Halbjahres 1992 marschierten Truppen der Jugoslawischen Volks arrnee in Nord- und Ostbosnien ein. Im Mai 1992 löste die Belgrader Zentralregierung die JNA in Bosnien Herzegowina auf. Die Truppen, die sich nicht in die bosnisch-serbische Armee unter General Mladic eingiliedern lassen, sollen in ihre Heimatrepubliken zurück kehren. In den folgenden Jahren kam es im-: mer wieder zu Widersprüchen zwischen der, Politik des Führers der bosnischen SerbInnen, Radovan Karadjie, und Milosevic. Der serbische Präsident stellte sich nicht grundsätzlich hinter den von Karadzic geführten Krieg - was ihn in Serbien Ärger mit Ultranationalistlnnen einbrachte -, spielt aber bis heute eine ‘ zentrale Rolle bei internationalen Friedensverhandlungen.

Nach dem Einmarsch 1992, der mit brutalen Übergriffen und der Vertreibung der nicht-serbischen Bevölkerung begleitet war, hatten die serbischen und bosnisch-serbischen Einheiten mehr als die Hälfte des Gebietes von Bosnien Herzegowina unter Kontrolle, während die mittlerweile in Sarajevo installierte Izetbegovic-Regiertung die Kontrolle in den meisten Regionen verloren hatte. Die bosnisch-serbische Führung rief in den von ihr kontrollierten Gebieten einen eigenen Staat aus.
(Zur weiteren Entwieklung, v.a. der Rolle der bosnischen Serblnnen verweisen wir auf den Artikel zu Bosnien-Herzegowina)

Der Krieg in Bosnien Hercegowina