Anhang von Aktion gegen Claus Volkmann/Peter Grubbe
- Kurt Asche, "eichmanns Mann in Brussel"
- Leiter des sog. Judenreferats in Belgien
- Sartoriusstr.27, 20257 Hamburg
- Tel. 040/4912364
(...) Unter seiner Verantwortung wurden bis Oktober 1943 in 22 Transporten 23.000 Jüdinnen und Juden aus Belgien nach Auschwitz deportiert.(...) Er war Teilnehmer an Reichssicherheitshauptamtskonferenzen, auf denen die Deportationen in die Vernichtungslager koordiniert wurden. Asche wurde als fanatischer Antisemit gefürchtet und beteiligte sich aktiv an Mißhandlungen von Juden und Jüdinnen.(...)
Nach 45 lebte er unter falschem Namen in Westdeutschland bis zu seiner Enttarnung Anfang der 60er Jahre. Die bundesdeutsche Justiz brauchte nun 13 Jahre bis zur Anklageerhebung. (...) 1975 demonstrierten Juden und Jüdinnen gegen die Verschleppung des Prozesses und besetzten kurzerhand zusammen mit einem belgischen Fernsehteam das Haus eines weiteren Angeklagten, des sog. “Endlösers von Belgien” Ernst Ehlers, in Schleswig. Der frühere SS-Obersturmbandführer und spätere Richter in Schleswig-Holstein Ehlers beginn erfreulicherweise kurz vor dem schließlichen Prozeßbeginn 1980 Selbstmord. (...)
Asche wurde verurteilt zu läppischen 7 Jahren Gefängnis wegen Beihilfe zum Mord. In dem Urteil vom 7.7.81 entschuldigte sich der Gerichtsvorsitzende dafür, daß die Strafe weder Tat- noch Schuldangemessen sei, eine Ausschöpfung des Strafmaßes sei jedoch sinnlos, da der damals 71jährige nun am Ende seines Lebens stehe - welch ein Irrtum. (...) Heute jedenfalls verbringt er seinen Lebensabend in einer schönen Altbauwohnung in Eimsbüttel und kommt in den Genuß einer nicht unbeträchtlichen Rente.
- Kurt Klebeck
- Bilserstr.73
- 22297 Hamburg
- Tel. 040/51 83 73
SS-Obersturmführer, u.a. 2.Totenkopfregi-ment, war SS-Scherge in Sachsenhausen und Neuengamme, von April 43 bis Juni 44 war er stellvertretender Kommandant des SS-Ar-beitslagers “Sylt” auf der britischen Kanal-insel Alderney. Von den 4 Lagern auf Alder-ney war “Sylt” das berüchtigste. Hier ermor-deten die Nazis mindestens 350 Menschen, darunter 100 Juden.(...) Wegen seiner Verbrechen im Lager “Sylt” ist Klebeck nie angeklagt oder gar verurteilt worden, ob-wohl seit Kriegsende detaillierte Aussagen Überlebender vorlagen. 1969 hat die Ham-burger Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen ihn eingestellt. 1992 gab es vergeb-liche Forderungen britischer Labourabgeor-dneter nach einer Auslieferung an Großbri-tannien.(...)Überlebende werfen Klebeck zu-mindest die Mitverantwortung an der Er-mordung von 350 Gefangenen vor. Nach Be-endigung seines Einsatzes in Alderney wurde Klebeck im August 44 Bezirkskommandant der Lager in Hannover-Stoecken. Wegen Mißhandlungen an Gefangenen in einem die-ser Lager wurde er 1947 von einem brit.
Mi-litärgerichtshof im Hamburger Curiohaus zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt, von denen er nur 7 absitzen mußte. 1975 gab es in Ham-burg abermals ein Verfahren gegen Klebeck. Ihm wurde vorgeworfen, zwischen Juni 42 und September 43 in einem KZ bei Bobruisk in Weißrussland an der Erschiessung von 400 Jüdinnen und Juden beteiligt gewesen zu sein. “Mangels eindeutiger Beweise” wurde er freigelassen.
- Julius Wohlauf
- letzte Adresse: Akazienweg 2
- 22587 Hamburg
- Befehlshaber der 1.Kompanie des berüchtigten Hamburger Resevepolizei-Bataillons 101, SS-Hauptsturmführer
(...) Ab Juli 42 ist das Hamburger Reservepolizeibataillon 101 im Rahmen der sog. “Aktion Reinhard” am Massenmord an den Juden und Jüdinnen des sog. “Generalgouvernements” beteiligt (ausführlich beschrieben in dem Buch “Ganz normale Männer” von Chr.R.Browning).
Als Chef (...) befehligte er die Erschiessungen von 1500 Jüdinnen und Juden in Jozefow im Juli 42. Im August organisiert er die Deportation von 10000 Juden und Jüdinnen aus Mierdzyrzec nach Treblinka. Dabei werden 1000 Menschen massakriert. (...) Im September befehligt Wohlauf das Massaker in Serokomla, 200 Juden und Jüdinnen werden erschossen.
(...) Nach 45 macht Wohlauf, wie die Mehrzahl seiner Mörderkollegen bruchlos Karriere bei der Hamburger Polizei. Er bringt es bis zum Polizeikommissar. Während in Polen 2 Mörder des Reservepolizeibataillons 101 zum Tode verurteilt werden, kommt es erst im Okt. 68‘ überhaupt zu Verurteilungen in Hamburg. Wohlauf und PHK Wolfgang Hoffmann erhalten Strafen von 8 Jahren Gefängnis, ebenso Kurt Dreyer (in dem oben erwähnten Buch hat er das Pseudonym “Drucker”). Die ehemaligen Zuchtwachtmeister Anton Becker (alias “Bentheim”) und Heinrich Becker (alias “Bekemeier”) erhalten je 5 Jahre, die sie aber nicht antreten müssen. Auch der ehemalige Gruppenführer Erwin Gathmann (alias “Grafmann”) blieb sraffrei. Auch Wohlhauf und Hoffmann saßen nur einen Bruchteil ihrer Strafe ab. Da die Schlächter durch die strengen Datenschutzreglungen in der BRD geschützt sind, durfte Browning in seinem Buch lediglich Namen veröffentlichen, die auch in Dokumenten außerhalb der BRD auftauchen. Allen anderen Mördern mußte er Pseudonyme verpassen. Der Schutz der Täter ging letztes Jahr in Hamburg so weit, daß eine Ausstellung der Hamburger Polizei über die Verbrechen der Hamburger Polizeibataillone im NS zuerst ausschließlich für PolizistInnen zugänglich war, angebl. aus datenschutzrechtlichen Gründen. Erst auf Druck hin wurde erreicht, daß die Ausstellung, ein wenig “entschärft”, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
Zum Abschluß folgt nun noch eine Liste von noch lebenden ehemaligen Funktionsträgern des NS, über die wir weniger wissen als bei den o.g. Beispielen. Aufgrund ihrer Funktionen ist aber davon auszugehen, daß sie an zahlreichen Verbrechen mitgewirkt haben. Alle, die sich Initiativen oder Aktionen zu ihnen überlegen, fordern wir daher auf, verantwortlich zu recherchieren.
- Walter Gustke
- Burmesterstr.34, 22305 Hamburg, Tel.040/297442
- SS-Hauptsturmführer (Nr.421176) 1941-44 1./SS-Polizeiregiment 24 in Raum Minsk. Nach 45 PHK in Hamburg
- Helmut Holzbecher
- Bauernholztal 35, 21149 Hamburg, Tel.040/7022555
- SS-Obersturmführer, eingesetzt in Polizeibataillon 215 in Norwegen und im SS-Polizeiregiment 26 in der Sowjetunion und in Polen. Nach 45 PHK in Hamburg
- Helmut Kiehne
- Drögensee 11, 22397 Hamburg, Tel.040/6070816
- Oberleutnant der Schutzpolizei und Offizier in der Polizeireiterabteilung 2 beim Befehlshaber der Ordnungspolizei. In der Ukraine im “Bandeneinsatz”.
- 1956 wurde der Kriegsverbrecher aus der SU an die BRD übergeben. Später PHK in Hamburg, Leiter der Reiter- und Diensthundabteilung.
- Karl Pötke
- Willhöden 55, 22587 Hamburg, Tel.040/862622
- Hauptmann der Schutzpolizei und SS-Führer zur bes. Verfügung des 2./SS-Polizeiregiments 16 und Regimentskommandeur in der Gruppe SS-Polizei-Ost. Nach 45 leitender Polizeidirektor in Hamburg, verantwortlich für Schulung und Ausbildung der Hamburger Polizei.
- Kurt Roggenkamp
- Sülldorfer Kirchenweg 34, 22589 Hamburg, Tel.040/863831
- Kriegsgerichtsrat bei der 384.Infantriedivision Nach 45 Amtsgerichtsdirektor in Hamburg
- Ernst-Friedrich Samwer
- Hohenzollernring 11, 22763 Hamburg, Tel.040/8802149 und 8800757
- Militärrichter in Hamburg, Nach 45 Rechtsanwalt, vertrat u.a.Neonazis
- Horst Günther Schweimer
- Hochrad 7, 22605 Hamburg, Tel.040/829240
- NSDAP seit 1931 (Nr.1049803) SS seit 32 (Nr.48838), April 36 SS-Untersturmführer. 1937 Träger des “Ehrendegens und Totenkopfringes des Reichsführers-SS”. 1937 wird er in die Leibstandarte aufgenommen, zuletzt bekleidet er dort den Rang eines SS-Hauptsturmführers. 38 Eintritt in das Auswärtige Amt als Legationsrat 1.Klasse. Führer einer Panzereinheit im Krieg gegen die SU. Nach 45 im Parteivorstand der NPD. Ehemaliger Landesvorsitzender der NPD in Hamburg. Reeder
Funktionsträger des NS außerhalb von Hamburg:
- Horst Czerwinski
- Hasselerstr.4, 29303 Bergen, Kreis Celle, Tel.05054/1510
- SS-Unterscharführer, Kommandant des Auschwitznebenlagers Lagischa von Januar bis September 44. 1989 verurteilt zu lebenslänglicher Gefängnisstrafe wegen Mordes an zwei russischen Häftlingen. Wahrscheinlich aufgrund eines “Herzleidens” entlassen worden.
- Dr.Aquilin Ullrich
- Hölderlinstr.10, 70174 Stuttgart, Tel.0711/295938
- Ende März 1940 bis 5.August 40 stellvertretender Anstaltsleiter der “Tötungsanstalt” Brandenburg innerhalb des Euthanasieprogramms (sog.”T-4"-Aktion). Während dieser Zeit wurden dort 4500 Menschen mit Gas ermordet. Zuweilen drehte Ullrich persönlich den Gashahn auf.
- Dr.Heinrich Bunke
- Müllerstr.10, 29221 Celle, Tel.05141/25700
- Nachfolger von oben genannten Aquilin Ullrich in Brandenburg. Später bis Oktober 41 in der “Tötungsanstalt” Bernburg. Während dieser Zeit trägt er die Verantwortung für die Ermordung von 11.000 Menschen.
- Nahezu 30 Jahre wurde gegen Ullrich und Bunke prozessiert. Es gab diverse Freisprüche und über Jahre gelang es beiden Massenmördern, mittels ärztlicher Atteste Verhandlungsunfähigkeit vorzutäuschen. Da sie zugleich aber als Ärzte weiterarbeiteten, wurde Ende der 80er erneut ein Prozeß gegen sie angestrengt. 1989 sind sie dann zu je drei Jahren Gefängnis wegen Beihilfe zum Mord verurteilt worden. Sie brauchten die Haft wegen “Haftunfähigkeit” nicht antreten.
- Sören Kam
- Johann Schützstr.30, 87435 Kempten, Tel.0831/83564
- Obersturmbannführer der Waffen-SS, SS-Panzerdivision “Viking”. Am 30.8.43 erschoss er zusammen mit zwei anderen dänischen Nazis den Journalisten Henrik Clemenssen in Lyngby, Dänemark. Während 1946 einer der Mittäter in Dänemark hingerichtet wurde, kann sich Kam der Bestrafung durch Flucht entziehen. Er nahm die deutsche Staatsangehörigkeit an. Ein 1968 gegen ihn eingeleitetes Verfahren wird 1971 eingestellt. Obwohl er nach einem “Auftritt” bei einem Altnazitreffen mit Haider auf dem Ulrichsberg in Österreich im Oktober 95 in die Schlagzeilen geriet, lehnte die Staatsanwaltschaft München die Wiederaufnahme des Verfahrens ab.