http://www.xs4all.nl/~tank/radikal

Wir haben es geschafft uns dem drohenden gesellschaftlichen Abseits zu entziehen. Neben fokus.de, whitehouse.gov und harald-schmidt-show.de sind auch wir im internet vertreten. Als wir die letzte Ausgabe erstellt haben, wußten wir von dem Projekt der niederländischen Gruppe “Solidariteitsgroep Politieke Gevangenen” (SPG), die radi ins internet zu beamen, noch nichts. Deswegen ist es an dieser Stelle nötig, ein paar Worte darüber zu verlieren, was wir von dieser Neuerung halten und wie damit umgegangen werden soll.

Das Lob und die Anerkennung, die wir für die elektronische Ausgabe der radi erhalten haben, wollen wir direkt an SPG weitergeben. Ihren eigenes Interesse daran beschreiben sie folgendermaßen: “Nach der Durchsuchungswelle im Sommer ’95 haben wir überlegt, was wir machen könnten, um die Gefangenen zu unterstützen. Eine der ersten Sachen, die wir überlegt hatten, war, daß wir mehr über die Hintergründe, also über die radikal, über die Situation in der BRD usw. erzählen müßten. Viele Leute mit längerer Geschichte in der Scene kennen die radikal, viele jüngere GenossInnen aber nicht. Wir haben am 9. März deswegen auch eine größere Veranstaltung bzw. Benefizparty organisiert und ein Info auf holländisch herausgegeben.

Irgendwann in unsere Diskussionen kamen wir auf die Idee, die radikal im Internet zu veröffentlichen. Es ist eine Möglichkeit, die Repression gegen die radikal was entgegenzusetzen. Die Art und Weise, wie wir es gemacht haben, garantiert für die Zukunft auf jedem Fall eine Stelle, wo die radikal immer zu kriegen ist ohne all’ zu viel konspirative Handlungen zu unternehmen...

SPG legt Wert auf die Feststellung, daß sie kein Teil der radi sind. Ein verständlicher Wunsch, aber vermutlich wird ein deutscher Staatsanwalt das als pure Schutzbehauptung abtun und SPG wegen der Unterstützung einer kriminellen Vereinigung anklagen. Aber in den Niederlanden sind wir ja nicht kriminalisiert bzw. verboten.

Wir freuen uns natürlich über alle Initiativen, die dazu dienen, die radi bekannt zu machen und den Schärgen des Rechtsstaats Schnippchen zu schlagen, seien es Solipartys (deren viele es in der letzten Zeit gegeben hat), öffentliches Verkaufen der radi oder eben das Einrichten eines internet-Zugangs.

Über die (technischen) Grundlagen des internets wollen wir nichts zum besten geben, in der letzten Zeit wurde in den verschiedenstens Publikationen darüber informiert. So soll dieser Beitrag nur eine subjektive Einschätzung unsererseits sein.

Das Internet als neues Medium

Die Möglichkeiten, die das Internet mit seinen Services des “world wide web” (www), der “e-mail” und der “newsgroups” bietet, sind auf den ersten Blick verblüffend. Es ist ein neues Medium, das das Potential besitzt, die Strukturen des derzeitigen Mediensystems weitgehend zu durchbrechen. Es durchbricht die Einbahnstraße aller herkömmlichen Medien, bei denen die Kommunikation immer nur vom Sender zum Empfänger fließen können. Alle Internet-BenutzerInnen können selber zum Sender werden. Entweder, indem sie ihre Meinung zu einem im Internet veröffentlichen Beitrag direkt und umgehend per e-mail der/dem AutorIn zukommen lassen können, oder indem sie selber in den “newsgroups” oder über eigene “www-pages” Informationen der interessierten Öffentlichkeit zurur Verfügung stellen können.

Als Konsequenz aus der Aufhebung des einseitigen Informationsflusses, ist die Menge an angebotenen Informationen so riesig, daß mensch ganz schnell den Überblick verlieren kann.

Um sich über das Internet mit den gewünschten Informationen zu versorgen, bedarf es einiger Erfahrung. Einfach mal schauen, was es so alles gibt (das sog. “internet-surfen”) ist wenig hilfreich, wenn mensch das Internet für politische Arbeit nutzen will.

Ein weiterer Vorteil des Internets ist, das es keinen Halt vor nationalen Grenzen, Gesetzen und Behörden macht. Der Informationsfluß ist nur bedingt zu kontrollieren bzw. einzuschränken. Denn die US-amerikanischen Militärs, auf deren Mist das Internet entstanden ist, haben es so aufgebaut, damit potentielle Angriffe auf einzelne Knoten des Netzes keine Auswirkung auf seine Gesamtfunktionalität haben. Da haben sie wenigstens einmal was nützliches gemacht...

Prinzipiell kann auch der Zugang zum Internet staatlich reglementiert werden, indem die Provider unter Strafandrohung gezwungen werden, bestimmte Internetadressen nicht mehr zugänglich zu machen. So geschehen im Fall der Verbreitung von Kinderpornographie über die newsgroups oder bei den faschtischen www-Seiten den Nazis Zündel. Und momentan steht die Genossin Marquardt, stellvertretende PDS-Vorsitzende, unter Beschuß, weil auf ihrer www-Seite eine Hinweis auf unsere www-Seiten zu finden ist. Doch in allen Fällen ist eine effektive staatlich Kontrolle zur Zeit (noch) nicht möglich, da die Behörden erkennen mußten, daß ihre Kontrollmöglichkeiten und Gesetze der technischen Entwicklung nicht hinterherkommen. Auch für die Linke stellt sich die Frage, wie ihre Haltung zu Verboten im Internet aussieht. Wird das Verbot von neonazistischer Propaganda oder Pornographie gefordert, ist das gleichbedeutend mit einem Verbot für linke Inhalte im Internet.

Aber auch die Nachteile des Internets sind nicht zu übersehen. Gemessen an der Gesamtweltbevölkerung haben nur verschwindend wenige Menschen die Möglichkeit, sich ans Internet anzuschließen. Mehrere Sachen stehen einer allgemeinen Nutzung entgegen: Es wird ein Computer incl. Zubehör benötigt. Das kostet, denn ein “alter” 286er oder 386er Rechner, derer überall billig zu haben ist, tut’s dafür nicht. Der “provider”, eine Firma oder Institution, die den Internetzugang einrichtet, will auch bezahlt werden und zum Schluß hält noch die Telekom, die die Verbindung zwischen Provider und AnwenderIn herstellt, die Hand auf. Sie hat mit ihrer extremen Erhöhung der Ortsnetztarife gerade die Internet-AnwenderInnen hart getroffen.

Allein schon wegen den Kosten wird der Internetzugang - mal abgesehen von Studis, für die an den Unis schnelle und kostenlose Internetzugänge gibt - nur den besserverdienenden Menschen in den Industriestaaten vorbehalten bleiben. Dazu kommt, daß sich die/der InternetanwenderIn im Umgang mit Computern auskennen muß und Lust und Interesse haben muß, Zeit vor der Maschine zu verbringen. Der typische Internetanwender von heute ist jung, weiß und männlich. Sollte das Internet sich jemals als gesellschaftlich relevantes Medium und Informationsträger durchsetzen, was aus den oben genannten Gründen durchaus zu bezweifeln ist, haben staatliche Repressionsorgane damit ein perfektes und effektives Überwachungsinstrument, weil sich elektronisches Medien leichter überwachen lassen. Zwar können nach dem heutigen Stand der Technik die Inhalte der ausgetauschten Nachrichten, wenn sie verschlüsselt sind, nicht ausspioniert werden. Es könn(t)en aber (Internet-) Bewegungsbilder erstellt werden. Wer liest was? Wer kommuniziert mit wem?

radi im www...

Das Erscheinen der radi im Internet hat für uns mehrere interessante Aspekte. Da deutsche Behörden keinen Einfluß auf das, was auf ausländischen Internetservern feil geboten wird, haben, wird es die radi solange im Internet geben, wie der Provider von spg, die “digitale staad” im amsterdam keinen Druck auf spg ausübt, die radi vom ihrem internetserver zu entfernen. Die Leute von spg haben auch schon für diesen Fall vorgebaut, indem sie den kompletten Inhalt unserer www-Seiten auf einen weiteren Internetcomputer in den USA transferiert haben.

Damit ist die Existenz der radi im Internet ein Schlag gegen die bundesdeutschen Zensurbehörden. Sollten sie einen Versuch starten, Druck oder Vertrieb der radi zu verhindern, könnten sie höchstens das Erscheinen gedruckten Exemplare verhindern. In diesem Fall sind dann alle Menschen, die Internetzugang haben, aufgefordert, sich ein Exemplar der radi auf ihren Rechner zu laden, es auszudrucken und dann kopiert weiter zu verteilen.

Desweiteren kann die radi über das Internet auch Menschen bekannt werden, die bislang von ihrer Existenz noch nicht wußten. Oder diejenigen, die kein Abo haben und in deren Nähe sich keine Scenekneipe oder Infoladen befindet, wo sie die radi ganz materiell erwerben können, haben damit die theoretische Möglichkeit, an die radi ranzukommen. Um es nochmals zu betonen: Der Besitz eines Exemplars ist nicht strafbar. Daher kann es auch nicht das Lesen und Runterladen der radi aus dem Internet sein. Allerdings besteht die Möglichkeit, daß die Bullen an irgendeiner Stelle im Internet mithören und darüber feststellen, wer sich alles die www-Seiten der radi anschaut.

... und erreichbar über e-mail

Seit dem uns die Leute von SPG freundlicherweise eine e-mail-Adresse (radikal@dds.nl) eingerichtet haben, haben wir mittlerweile mehr als 2 Megabyte mails erhalten. Davon waren jedoch nur ca. 40 direkte Briefe an uns, von denen wiederum nur 4 (!) eine konkrete Anfrage enthielten. Auf den ersten Blick erscheint daher die e-mail ausschließlich eine technische Spielerei zu sein. Der spärliche Gebrauch liegt aber auch sicherlich daran, daß wir uns selber zu der e-mail-Adresse noch nicht geäußert haben.

Die mails, die den Rechner, auf dem SPG unsere e-mail-Adresse eingerichtet hat, erreichen, werden per Diskette an uns weitergeleitet. Weil wir also selber nirgends online mit dem internet verbunden sind, bedeutet das, daß ihr auf eure e-mails keine elektronische Antwort bekommen könnt. Eigentlich schade, denn die Möglichkeit der direkten Antwort macht ja gerade die Kommunikation via e-mail so attraktiv.

Konkret bedeutet das, daß die Kommunikation zwischen euch und uns dadurch nicht schneller wird. Und außerdem könnt ihr den e-mails auch keine Kohle beilegen, weil sich die Cyber-Bank bislang weigert, uns ein Cyberbuck-Konto einzurichten. Sicherer als der Postweg ist das mailen auch nicht, denn bekanntlicherweise ist das Internet gegen Mithörversuche überhaupt nicht gesichert. Wozu kann dann also die e-mail-Adresse gut sein? Auch hier hilft uns wieder die moderne Technik weiter. Mit dem im vorrangegangenen Beitrag beschriebenen Programm “PGP” könnt ihre eure mails verschlüsseln. Unseren dazu benötigten “public key” werden wir in Kürze veröffentlichen.

Aber Vorsicht! Damit ist nur der Inhalt verschlüsselt. Die Bullen, falls sie die Kommunikation zu unserer e-mail-Adresse überwachen, können ohne weiteres die Absendeadresse der mail feststellen! Dazu lassen wir nochmal SPG zu Wort kommen: “Obwohl e-mail eine schöne Erfindung ist, kann es mit einer Postkarte verglichen werden. Sehr viel leute können also mitlesen. Wir haben versucht mit einem sogenannten “alias-remailer” eine sichere e-mail-Adresse zu basteln. Der verschlüsselt die Nachricht samt dem “header” (der Adresse der/des AbsenderIn) und schickt es dann weiter zu radikal@dds.nl. Das Problem ist, daß diese Adresse nicht so gut funktioniert. Oft funktionieren solche technische Sachen einfach nicht...” Für eine ausreichende Beschreibung von “remailern” fehlt hier einfach der Platz und unser Wissen. Aber kurz gesagt: Unserer Meinung nach taugt e-mail nicht für eine Kommunikation, bei der wir wissen, wer die/der AbsenderIn ist, die Bullen es aber nicht rauskriegen können.

Die Verwendung der Kommunikation über e-mail ist für uns in folgenden Fällen sinnvoll:

In folgenden Fällen müßt ihr eure mail mit unserem PGP-”public key” und eurem “secret key” verschlüsseln. Vergeßt nicht euren “public key” an die mail anzuhängen: