... und die Sache hatte einen Haken ...

Und da sich das Hakenkrallen pflanzen zu einer verbreiteten Beschäftigung gamausert hat(te), soll auch noch eine zweite Gruppe zu Wort kommen:

Ihr seid ein Zusammenhang, der sich im Rahmen der Anti-Castor-Kampagne an verschiedenen, auch militanten Aktionen beteiligt hat. Dazu wurde auch ein Kommuniqué autonomer Gruppen veröffentlicht.

Zela: Ja, wir haben uns an diversen Aktionen beteiligt und auch das angesprochene Papier Autonomer Gruppen mitgetragen. Einige unserer GenossInnen haben zu dessen politischer Einordnung schon einiges gesagt.

Das mit den militanten Aktionen klingt gleicht so HeldInnenhaft. Wir sind erstmal eine Gruppe von StudentInnen. ArbeiterInnen und Arbeitslosen, halb Frauen- halb Männer und heben uns in unterschiedlicher Häufigkeit an ähnlichen Kampagnen beteiligt. Das war dann auch schnell eines unserer zentralen Punkten, sehr unterschiedliche Erfahrungshintergründe. Damit verbanden sich sehr unterschiedliche Gefühle der Ängste, der Nervosität, aber auch der Entschlossenheit.

Xaver: Eigentlich hat das bei uns ganz gut geklappt. Ich erinnere mich, wie wir zusammen in einer Scheune geübt haben. War einer der lustigsten Momente. als wir ein Seil gespannt haben und dann richtig geübt haben, die Teile aufzubringen. Jede und jeder durfte mal, immer mit der Stoppuhr und es sind immer neue Rekordzeiten rausgekommen (ja, ja, Ehrgeiz). Die eine oder andere Kralle ist dann auch schon mal runter geflogen. Zum Glück heben alle ihre Birne rechtzeitig aus dem Weg geschafft. Am Ende waren wir alle richtige MeisterInnen.

Xaver: Die Gefahr ist sehr groß, daß dadurch sich nicht alle im gleichen Maße trauen, über ihre Unsicherheiten und Ängste zu reden. Irgendwie willste dann schon "cool" sein. Ich glaube, wir haben alle verschiedene Hierarchien im Kopf, vom Flugi schreiben bis zum Zerstören von Oberleitungen. So einem Denken darf Mensch nicht aufsitzen. Wichtig ist auch, daß von den "Erfahrenen" soviel Sensibilität vorhanden ist, eine Atmosphäre entstehen zu lassen, bei der auch über solche Sachen geredet werden kann.

Yvonne: Das ist immer die Schwierigkeit, wenn du nicht im eigenen Saft schnorren willst. Es gibt halt z.B. keine LehrerInnen, die dir eine Hakenkralle vorbauen und dir dann erläutern, wie der Atommafia damit kleine Nadelstiche versetzt werden können. Aber wir wollen ja auch mehr werden, neue Leute für unser tun begeistern und dabei über keinen hinwegbrettern.

Peter: Dadurch, daß wir alles zusammen geplant haben und alle ihre Aufgaben üben konnten, entstand auch ein Zutrauen zum eigenen Können.

Swenja: Ja, das üben war total wichtig war total wichtig. Meine Aufgabe war es z.B. diese Teile oben auf die Leitungen zu bekommen und ich wußte, daß ich das auch kenne. Aber dann war es in der Nacht so dunkel, daß mir das Teil doch ein paarmal runtergefallen ist. Ich bin aber nicht nervös geworden, habe mich auch nicht um die Zeit oder so gekümmert, weil ich wußte, daß das die Anderen in Auge hatten.

Gertrud: Für mich konnte die Gruppe aber trotzdem nicht alle Ängste und Unsicherheiten abfangen. Wir haben uns dafür zu selten gesehen. Klar liegt das auch daran, daß Du dich in unserer Kleinstadt nicht ständig überall treffen kannst.

Raul: Ich habe auch in den letzten Tagen davor an fast nix anderes mehr denken können und es ging halt nicht mit FreundInnen darüber zu reden. Letztendlich mußte dann eben doch relativ viel mit dir selbst klar kriegen.

Omar: Das fand ich ganz besonders tragisch und schwierig hinterher. Da hast du all Deinen Mut zusammengenommen, über Wochen Pläne geschmiedet und Dich gründlichste vorbereitet. Klappt alles wunderbar und du kannst deinen Freundinnen zu hause in der WG gar nicht vor Glück um den Hals fallen. Ich möchte natürlich auch Anerkennung, das läuft dann aber auch nur in deinem kleinen Zusammenhang, höchstens noch in deiner Beziehungskiste, wenn die eingeweiht war.

Tora: Bei dem was dabei so eine Gruppe leisten muß/sollte, mußt Du aber auch aufpassen. Allzuschnell rutscht Du da in Psychofilme rein, überträgst du Sachen auf die Anderen. Dem kannst Du vielleicht begegnen, indem du versuchst dich / uns immer wieder auch ein wenig von außen zu betrachten.

Viktor: Das ist uns aber sicher nicht gelungen, weil in der Kombination werden wir das nicht nochmal machen. Es gab ungeklärte persönliche Probleme, die uns zwar bewußt waren, aber wir dachten, wir bekommen es schon geklärt. Aber wir sind dann auch in Zeitdruck geraten und wollten das Problem zwischen zweien später klären. Ist dann aber nicht mehr passiert. Wir hätten uns in der Planungsphase die Zeit nehmen sollen, außer Technix auch andere grundsätzliche Auseinandersetzungen zu führen.

Manuele: Persönliche Probleme? Ja in erste Linie waren das ungeklärte Dinger zwischen einem Mann und einer Frau. Konflikte im Geschlechterverhältnis, Beziehungsfilme. Es ging um Gefühle von verletzt sein. Nähe, Distanz und Macht. Oder anders ausgedrückt um kritisierenswertes Verhalten auch von Männern. Im nachhinein denke ich die zwei hätten an dieser Aktion nicht teilnehmen dürfen in so einem ungeklärtem Verhältnis. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, daß ich mindestens zweimal Aktionen mit Leiten gemacht habe, mit denen ich Filme hatte. Beide Male hätte ich diesen Aktionen wohl besser nicht mit ihnen machen sollen. Du mußt dir vorstellen, mit denen landest du dann im Knast und dann gibt es kein wirkliches Vertrauen.

Wera: ich finde es aber trotzdem gut, daß und wie die Aktion größtenteils gelaufen ist. Ich bin froh, daß wir alles sehr, sehr gründlich durchgesprochen haben und auch über vieles reden konnten . Aus Sicht einer, die eine solche Aktion zum ersten Mal gemacht hat, war es gut das Erfahrene dabei waren, weil ich mir oft unsicher war in der Einschätzung, wie präzise eine solche Planung sein muß und welche Vorsichtsmaßnahmen wichtiger sind. Für meine Angst und Nervosität war es wichtig, ein gutes Gefühl zur Gruppe zu haben. Zuverlässigkeit nicht nur in der momentanen Situation. Letztendlich haben wir zwar einige Fehler gemacht, aber daraus können wir nur lernen, schließlich ist es dringend notwendig unseren Widerstand auf eine breitere Basis zu setzen. Gerade im Versuch die Castortransporte zu verhindern zeigt sich, daß die Aktionen mehr, bunter entschlossener und erfolgreicher werden. Ich glaube wir sind da auf dem richtigen Weg.